Spürt ein Hund die Schwangerschaft?

Eine Hundenase eines schwarz-weißen Hundes in Nahaufnahme

Eine interessante Frage, denn manche Menschen meinen, Veränderungen an ihrem Tier festzustellen, wenn sie schwanger sind, während andere sich fragen, ob der Hund das überhaupt mitkriegt. Das Thema wollen wir in diesem Blogartikel aus drei Perspektiven beleuchten:

  1. Wie kann ein Hund eine Schwangerschaft überhaupt wahrnehmen?
  2. Woran merkt man, ob ein Hund die Schwangerschaft wahrnimmt?
  3. Was hat unsere eigene Wahrnehmung mit der des Hundes zu tun?

Erste Perspektive: Wie kann ein Hund eine Schwangerschaft überhaupt wahrnehmen?

Erste Möglichkeit der Wahrnehmung: die Nase

Das Naheliegendste ist für uns, einmal zu schauen, ob die Hundenase irgendwas erschnüffeln kann, wenn es um Schwangerschaft geht. Denn die Hundenase ist ein wahrhaftig faszinierendes Organ, welches viel besser auf das Aufspüren von Gerüchen ausgelegt ist. Das liegt einerseits daran, dass in der hündischen Nase eine Menge mehr Riechzellen sind als in unserer (meist ist die Nase ja auch relativ gesehen länger als unser Zinken ). Andererseits funktioniert die Nase auch völlig anders als unsere:

Drei Besonderheiten der hündischen Nase

In der Nase des Hundes gibt es einige Funktionen, die unsere Nase nicht hat. Erstens atmet der Hund mittig in den Nasenlöchern ein und zur Seite wieder aus. Wir dagegen nehmen für’s Ein- und Ausatmen den gleichen Weg und spülen so die Geruchsmoleküle beim Ausatmen direkt wieder aus unserer Nase raus. Es gibt einen weiteren Vorteil dieses Sonderweges der Atmung: Wenn der Hund nah am Boden schnüffelt, sorgt die seitliche Ausatmung dafür, dass die Geruchsmoleküle zur Mitte der Nase hin beschleunigt und schneller eingesogen werden. Quasi so als würde ein Straßenfeger das Laub vom Straßenrand weg in Richtung des Einsaugrohres des Straßenreinigers fegen.

Die zweite Funktion, die die hündische Nase hat und sehr besonders ist, ist, dass sie ein eigenes Abteil hat, in dem Geruchspartikel bei jeder Einatmung angesammelt werden. Somit konzentriert sich der Geruch dort und wird mit jedem Atemzug immer mehr, anstatt wie bei uns, bei der Ausatmung direkt wieder rausgeschleust zu werden. Hier sitzen auch die Zellen, die den Geruch in Signale für das Gehirn übersetzen und die beim Hund sechs Mal mehr sind. Das befähigt den Hund dazu, einen Geruch wahrzunehmen, der 100 Millionen mal schwächer ist als der Geruch, den wir noch wahrnehmen. Diese Besonderheit wird besonders schön in diesem Video von TED Educational erklärt.

Eine dritte Funktion wollen dir auch noch näher bringen, denn sie ist für unsere besondere Fragen von oben wichtig: Das Jacobsonsche Organ. Dieses sitzt vorne oberhalb des Gaumens im Maul und ist über eine kleine Öffnung mit dem Maul des Hundes verbunden. Darüber kann ein Hund Hormone und Pheromone riechen, die jedes Lebewesen natürlicher Weise die ganze Zeit in der Umwelt verteilt. Da bekommt der Spruch „Ich kann dich nicht riechen!“ nochmal eine ganz besondere Bedeutung!

In der Schwangerschaft verändern sich die Hormone

…und damit kann auch der Hund diese Veränderung geruchlich wahrnehmen. Wahrscheinlich auch schon viel früher, als wir uns das gerade vorstellen können, denn ein Hund kann ja einen viel schwächeren Geruch wahrnehmen, als wir das können.

Du hast bestimmt auch schon mal von Hunden gehört, die Trüffel in der Erde, Krebszellen im Atem oder kleinste Bettwanzen im Gepäck erschnüffeln können. Da ist die Wahrnehmung von Hormonen, die aus deinem Körper die ganze Zeit ausströmen, schon fast ein Kinderspiel.

Zweite Möglichkeit der Wahrnehmung: die Augen

Dass der Hund eine Veränderung über die Augen bemerken kann, wird wohl erst recht spät in der Schwangerschaft stattfinden. Wenn der Bauch wächst, verändert sich deine Silhouette und das kann der Hund natürlich sehen. Die Augen des Hundes sind aber tatsächlich nicht so gut darin, Dinge genau wahrzunehmen, besonders wenn sie sich nicht bewegen. Der Hund wird sich also in diesem Fall wohl doch eher auf die Nase verlassen.

Dritte Möglichkeit der Wahrnehmung: dein Verhalten

Wenn dein Hund eher zu den sensiblen, empfindsamen Lebewesen gehört, denen es sofort auffällt, wenn sich etwas verändert, dann nimmt dein Hund bestimmt eine Veränderung in deinem Verhalten wahr. Vielleicht hast du im ersten Trimester eine Morgenübelkeit, die dazu führt, dass du viel im Badezimmer bist oder den Morgenspaziergang nicht mehr übernehmen kannst. Oder du schonst dich jetzt mehr und ruhst häufiger aus und legst die Beine hoch.

All diese Veränderungen wird dein Hund wahrnehmen und versuchen, sich daraus einen Reim zu machen. Höchstwahrscheinlich kann er oder sie aber keine Verbindung zwischen deinem veränderten Geruch, deiner sich verändernden Figur und deinem neuen Verhalten herstellen. Er oder sie merkt einfach nur, dass jetzt etwas anders ist.

Zweite Perspektive: Woran merkt man, ob ein Hund die Schwangerschaft wahrnimmt?

Es ist also ziemlich sicher, dass ein Hund die Hormonumstellung, die eine Schwangerschaft mit sich bringt, auch wahrnehmen kann. Aber warum hat man dann vielleicht das Gefühl, dass der eigene Hund überhaupt keine Veränderung zeigt?

Im ersten Abschnitt haben wir ja schon angesprochen, dass unterschiedliche Hunde unterschiedlich auf Veränderungen reagieren. Der eine steckt die ganz locker weg, weil er schon seit Welpenzeit an mit verschiedenen Situationen und Menschen zu tun hatte. Die andere ist erst im erwachsenen Alter zu dir gekommen und ganz anders aufgewachsen, als sie jetzt lebt. Das ist gerade bei Tierschutzhunden häufig der Fall. Und gerade dieser Hund reagiert stark darauf, wenn sich normale Gewohnheiten verändern.

Genau dort wird’s wichtig: Hunde sind verschieden

Genau da liegt der Grund: Der eine Hund zeigt kein verändertes Verhalten, weil er es gewohnt ist, dass sich Dinge und Situationen ändern und das nicht schlimm ist. Während die andere Hündin vielleicht grundsätzlich eher unsicher ist und sich am wohlsten fühlt, wenn alles vorhersehbar immer gleich ist. Und reagiert mit unsicherem Verhalten, wenn sich etwas Gewohntes verändert.

Unsicheres Verhalten kann dabei eine ganze Bandbreite sein:

  • ständiges Hinterherlaufen hinter dem Menschen,
  • vermehrtes Zurückziehen auf den Platz,
  • Unsauberkeiten,
  • Probleme mit dem Alleinsein,
  • vermehrte Unruhe
  • viele Stressanzeichen
  • und vieles mehr.

Wenn du eins dieser Verhalten bei deinem Hund wahrnimmst, nachdem du schwanger geworden bist, dann kannst du deinem Hund helfen. Überlege, wie du deinem Hund Sicherheit vermitteln kannst:

  • Das kann viel zusammen mit Körperkontakt auf der Couch liegen sein.
  • Vielleicht hältst du dich noch ein bisschen strikter an bestimmte Routinen und Rituale. Oder du passt diese, wenn sie so für dich nicht passen, langsamer an.
  • Du kannst deinem Hund eine Sicherheitszone aufbauen, die sowieso praktisch für einen Haushalt mit Kind und Hund ist
  • Schau, dass dein Hund genug Schlaf bekommt, denn unausgeschlafen lässt sich so manches schlechter tolerieren

Dritte Perspektive: Was hat unsere eigene Wahrnehmung mit der des Hundes zu tun?

Wir haben ja im ersten Abschnitt schon darüber gesprochen, dass deine Schwangerschaft dazu führen kann, dass du dein Verhalten veränderst. Zugleich wird deine Wahrnehmung von allem, was dir begegnet und was du beobachtest, anders sein. Denn es hat sich ja eine große Veränderung eingestellt.

Und wenn du dir die Frage stellst „spürt mein Hund die Schwangerschaft?“, dann hast du wahrscheinlich schon ganz feine Antennen entwickelt und deinen Beobachtungssinn gegenüber deinem Hund nochmal ausgefeilt. Jede Aktion und Bewegung, die dein Hund nun macht, versuchst du daraufhin zu untersuchen, ob sie anders ist als zuvor. Etwas Ähnliches machen wir ja auch, wenn wir die Vermutung haben, dass unser Hund vielleicht nicht ganz gesund ist.

Mehr Hinschauen und Beobachten ist auch eine Veränderung

Dieses genauere Hinschauen und Erspüren ist wiederum auch eine Verhaltensänderung von dir. Vielleicht hast du deinen Hund vorher nicht so viel, nicht so lange oder nicht so genau beobachtet. Und dass dein Verhalten anders geworden ist, kann dann auch wieder dazu führen, dass das Verhalten deines Hundes sich ändert.

Genau daran können wir ja nur ablesen, ob unser Hund etwas wahrnimmt. Denn in den Hundekopf können wir ja nicht schauen. Ob dein Hund jetzt anders reagiert oder nicht – ihr seid immer noch ihr beiden und ihr mögt euch. Und wenn andere Hunde mehr reagieren, dann ist das bei denen eben so. Ein Vergleich, der dich schlechter dastehen lässt, hilft dir nicht, sondern zieht dich nur runter.

Bist du besorgt und schaust deshalb genauer hin?

Wenn du deinen Hund so genau beobachtest, weil du Sorge hast, dass er ein Problem mit dem bald kommenden Baby hat, dann ist das total verständlich. Unser Tipp: Schreib auf, was dir durch den Kopf geht. Und beschäftige dich damit, wie du euch beide gut vorbereiten kannst. Denn dann musst du dir keine Sorgen mehr machen, sondern hast selbst das Ruder in die Hand genommen.

Wenn du noch weitere Fragen rund um Baby und Hund hast, dann empfehle ich dir auch unsere Podcastfolge mit Claudia Peter-Plum von Dogs&Kids. Den Link zu unserem Podcast findest du hier.

Alles Gute für dich, dein Baby und deinen Hund!

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